BUND-Tipps zur Soforthilfe und zum langfristigem Schutz

Bei uns treffen vor allem im Herbst "Igel gefunden- was tun"?-Anrufe ein. Und ehrenamtlich betriebenen Igelschutzstationen sind voll mit untergewichtigen ("Spätherbstgewicht" von unter 400 g), kranken oder verletzten Tieren. Die Anrufer*innen suchen Hilfe und Unterstützung, weil sie wissen, dass Igel nützlich sind und sicherlich auch, weil diese mit ihrer Stupsnase und ihren Knopfaugen Beschützerinstinkte wecken. Die eher nachtaktiven Insektenfresser sind im Herbst auch tagsüber auf der Suche nach Nahrung anzutreffen, weil sie sich in dieser Jahreszeit die für die Überwinterung lebensnotwendigen Fettreserven anfressen müssen.
Geeignete Nahrung ist z. B. ungewürztes Rührei oder hochwertiges Igelfertigfutter (also ohne Flocken, Rosinen oder Nüsse). Außerdem muss der Futterplatz saubergehalten werden um die Übertragung von Parasiten zu vermindern. Bitte nie Kuhmilch rausstellen, die können Igel nicht verdauen und bekommen üble Durchfälle, was sie noch mehr schwächt. Wichtig ist Igeln und anderen Kleintieren mit einer flachen Schale frischen Wassers zu helfen, zumal die Trockenphasen immer länger und die Tage tendenziell immer heißer werden.
Wenn Sie generell den Igeln helfen möchten, dann ist es sehr wichtig, Ihren Garten naturnah zu gestalten! Denn der Hauptgrund für den Rückgang der Stachelritter ist der Schwund an "wilden Ecken" und natürlicher Insektennahrung.
Unser heimischer Igel fühlt sich wohl in naturnahen, miteinander verbundenen Gärten, in Streuobstwiesen, in extensiv gepflegten Parks, Grünstreifen und Hecken mit einheimischen Sträuchern. Auf seinem Speiseplan stehen bevorzugt Käfer, Engerlinge, Raupen, Spinnen und Regenwürmer, seltener Schnecken - die zudem Zwischenwirte für die für Igel lebensgefährlichen Lungenwürmer sind!
Diese Aufzählung macht deutlich, dass insektenfeindliche "Sterilgärten", geprägt durch monotone Rasenflächen, die von vor allem für Jungigel lebensgefährlichen Mähroboter kurz gehalten werden, abgegrenzt durch bodentiefe Metallzäune oder - Igel sind schlechte Kletterer! - unüberwindbare Betonmauern diesem und anderen tierischen Kulturfolgern kein Zuhause bieten. Auch eine extreme Nachverdichtung im Siedlungsgebiet, die zwischen Straßen und Beton nur wenige, verinselte anstatt vernetzte Grünflächen übriglässt, ist für den Rückgang der Stacheltiere und generell der Artenvielfalt in Siedlungsgebieten mitverantwortlich.
Igelfreundliche Bürger*innen und Kommunen sind dagegen eher "faul" und pflegen Grünflächen nicht zu intensiv und zu häufig!. Sie lassen Wildkräuter zu, pflanzen Hecken mit einheimischen Sträuchern und insektenfreundliche Stauden (die für darin überwinternde Insekten zumindest stellenweise bis zum Frühjahr stehen bleiben dürfen) und bieten nicht zuletzt "wilden" Ecken mit Laub- und Totholzhaufen bzw. Holzstapeln für den Winterschlaf.
Wichtig: Vor der Verbrennung oder der Abfuhr von Schnittgut kontrollieren, ob sich darin nicht ein Igel oder andere Kleintiere aufhalten. Auch ebenerdige Swimmingpools oder Kellerschächte können zu tödlichen Fallen werden. Deshalb sollten diese abgedeckt oder zumindest mit funktionierenden Ausstiegshilfen versehen werden. Außerdem weist der BUND darauf hin, dass die in Mode gekommene Lichtverschmutzung durch dauerleuchtende Bodenlampen oder Strahler nicht nur nachtaktive Igel, nützliche Laufkäfer und andere Tiere, sondern nicht nicht zuletzt Mitmenschen irritiert - ganz davon abgesehen, dass es sich dabei meist um qualitativ minderwertige Elektronikartikel handelt.